Neue Folge: „Lost Pages of Taborea“ – Interview mit Dynamedion
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Dynamedion heißt die Produktionsfirma, die hinter vielen der RoM-Stücke steckt. Sie hat eine ganze Reihe von Spielen auf ihrer Liste, unter anderem Halo Legends, Alan Wake, Call of Duty und viele andere. Ich konnte ein Interview mit einigen der wichtigsten Komponisten halten, um mehr Informationen über die RoM-Musik zu bekommen.
Tilman Sillescu: Ich habe Pierre getroffen, als wir beide Professoren an der Universität Mainz waren. Wir wollten etwas machen, das kreativer und ansprechender war als unsere bisherige Tätigkeit. Pierre hatte die Idee, Musik für Videospiele zu schreiben. Kurz darauf haben wir einige sehr kleine Projekte umgesetzt und schließlich Dynamedion gegründet. Begonnen haben wir mit einem kleinen Flash-animierten Spiel. Es hat einige Zeit gedauert, uns in der Spielindustrie bekannt zu machen, bis eine der führenden deutschen Spieleschmieden uns die Möglichkeit gab, an ihrem neuen Spiel zu arbeiten, das später als Spellforce veröffentlicht wurde. Das war unser erstes professionelles Projekt und hat uns sehr dabei geholfen, in der Spielindustrie Fuß zu fassen.
Wie viele Stücke habt ihr für RoM komponiert und wie heißen sie?
Tilman: Das ist nicht so leicht zu beantworten, weil die meisten der Stücke in RoM Lizenzen von Stücken sind, die wir bereits für andere Gelegenheiten geschrieben hatten, die aber perfekt zum Spiel passten. Deshalb gibt es nur eine Handvoll originaler Kompositionen für RoM und über 100 lizensierte Stücke, bestehend aus der Musik von Spielen wie Spellforce 2, Die Gilde 2, Anno 1701 und Legend.
Wie lange hat es vom Anfang bis zur Vollendung gedauert, die Musik für RoM zu schreiben und aufzunehmen und wie viele Personen waren daran beteiligt?
Tilman: Es lässt sich nicht genau sagen, wie lange es gedauert hat, die Musik zu schreiben. Normalerweise brauchen wir ungefähr einen ganzen Tag, um eine Minute Orchestermusik zu komponieren – manchmal mehr, manchmal weniger. Nachdem die Musik geschrieben war, mussten wir die Orchesterpartituren entwickeln, die Musik mit einem Orchester aufnehmen und sie in der Nachbearbeitung vollenden – die Sounds aufpolieren und die Stücke schneiden. Ich schätze, das das einen Zeitraum von ungefähr vier Monaten in Anspruch nahm. Während der Zeit haben wir auch an anderen Projekten gearbeitet, deshalb ist es schwer zu schätzen. Zählt man Komponisten, Orchesterleiter, Dirigenten, Musiker, Toningenieure und Projektleiter mit, dürften ungefähr 80 Personen beteiligt gewesen sein.
Haben immer dieselben Personen an allen RoM-Stücken und –Themen gearbeitet? Oder wurden unterschiedliche Stücke von unterschiedlichen Personen auf der Grundlage anderer Kriterien (z.B. ihrer persönlichen Neigungen) bearbeitet?
Tilman: Natürlich, wir denken immer darüber nach, wer am besten für ein spezielles Stück geeignet ist. Bei RoM hatten wir verschiedene Komponisten – und sogar Orchesterleiter – für die einzelnen Stücke. Bei den lizensierten Stücken sah das ganz anders aus: Egal wer die Stücke geschrieben hat, sie wurden nur danach ausgesucht, wie sie die Atmosphäre im Spiel ausdrücken.
Viele Spieler verfolgen gerne ihre bevorzugten Spielmusik-Künstler. Gibt es eine Liste, wer an welchen Stück mitgearbeitet hat? Und welche Aufgabe er erfüllt hat (z.B. Komponist, Streicher, Bassist usw.)?
Tilman: Weil es viele lizensiert Stücke gibt, die nicht speziell für dieses Spiel geschrieben wurden, können wir keine Liste mit diesen Details anbieten. Aber ich kann euch sagen, dass Alex Pfeffer den Titelsong geschrieben hat, von Alex Roeder stammt das Elfen-Thema und viele andere Stücke wurden von Markus Schmidt, Pierre Langer und mir geschrieben. (Die beiden Alexe sind auf den Bildern unten zu sehen.
Tilman: Ich schätze, uns haben Filme wie Herr der Ringe inspiriert, aber ebenso Stücke von Hans Zimmer wie in Gladiator. Obwohl es natürlich auch großartige Spielmusik gibt, die als Inspiration dienen kann. Ich denke, wir ziehen es vor, großartigen Filmmusiken oder Orchestermusik des 20. Jahrhunderts zuzuhören, eher als anderen Spiele-Soundtracks. Ich kann nicht genau sagen, woran das liegt.
Auf eurer Webseite schreibt ihr, dass ihr mit den Entwicklern Arbeitssitzungen abhaltet. Euer Büro ist in Deutschland, wie habt ihr diese Sitzungen mit Frogster durchgeführt und wie entscheiden Dynamedion und Frogster über die Kriterien für die Musik?
Tilman: So wie wir es üblicherweise machen, senden wir viele Arbeitsstücke an Frogster – Stücke oder kleine Schnipsel, von denen wir glauben, dass sie zum Spiel passen. Das dient als Fundament für unsere Diskussion über die Musik in RoM. Wir denken, es ist für unsere Kunden leichter, anhand einer bestehenden Musik zu entscheiden, ob sie zum Spiel passt oder nicht, als darüber in abstrakter Weise zu diskutieren – mit musikalischen Fachbegriffen.
Vielen Dank, dass du dir die Zeit genommen hast, Tilman! Ich freue mich schon darauf, den neuen Content zu sehen und zu hören, der mit Chapter IV Anfang April herauskommt. Selbst wenn ihr lieber eurer eigenen Musik lauscht und dabei die RoM-Musik abschaltet, solltet ihr wenigstens einmal den originalen Soundtracks angehört haben. RoM hat einige wirklich großartige Musikstücke, verteilt über die Ini’s und Zonen.