Glücksspiel in Videospielen – Von Einarmigen Banditen und Lootboxen

Jan
01

Glücksspiel in Videospielen – Von Einarmigen Banditen und Lootboxen

Videospiele blicken mittlerweile auf eine lange Tradition zurück. Angefangen bei Pong und Co. zu den Spielhallen mit Pacman, dem ersten Doom oder Street Fighter. Seither hat sich die Branche sehr entwickelt, sodass es heute derweilen schwer ist Szenen aus Videospielen von denen aus der echten Welt zu unterscheiden. Dabei steigt der Realismus nicht nur in der technischen Leistung, sondern auch im Umfang und Spielzeit.


So lässt sich mittlerweile in vielen Spielen Stunde um Stunde verbringen, ohne die Hauptgeschichte des Spiels einmal anzurühren. Dazu erhalten viele Spiele organische Umgebungen mit Alltagstreiben und vielen kleinen Details zum entdecken. So sind mittlerweile Spiele wie Borderlands, Grand Theft Auto oder Dead Red Redemption 2 ebenfalls bekannt durch ihre eingebauten Minispiele. So hat sich sogar aus dem anfangs eher beiläufigen Kartenspiel Gwent aus dem Spiel The Witcher 3 ein eigenes Spiel entwickelt. In den Borderlands -Teilen sind mittlerweile die Casinos Tradition, in denen ihr an einarmigen Banditen um euren Loot spielen könnt.


Dabei schleicht sich das Glücksspiel auch in deutlich subtiler Form in alle aktuellen Computerspiele. So lassen sich leicht Lootboxen als Spiel mit dem Glück definieren, schließlich erhält man fortwährend eine bestimmte Anzahl an Kapseln, Boxen, Truhen oder Paketen mit ungewissen Inhalt, immer mit der großen Hoffnung seltene Gegenstände zu erhalten. Da braucht es wahrlich wenig Fantasie um die Parallelen zu einer Slot-Maschine zu sehen. Nicht selten kann der Spieler wie in Casinos dabei auch echtes Geld einsetzen. Was dabei im menschlichen Verstand geschieht, bildet eine wunderbare Synergie zu andern Mechaniken des Game Designs um Spieler länger im eigenen Produkt zu halten.


Nicht zuletzt bedient sich das Free-to-Play-Modell kräftig an bekannten Methoden aus Casinos und Co. Dabei muss vor allem die Vorstellung vermittelt werden, dass die gerade erhaltene Belohnung nichts gegen das ist, was bei der nächsten Belohnung auf euch wartet. Dazu ist es in Spielen zudem möglich, den Spieler zu anfangs stark in seiner Handlungsfreiheit einzuschränken. Wer meint, der dadurch entstehende Frust würde die Leute vom spielen abhalten, liegt falsch. Gerade dann, wenn ein scheinbar lohnenswertes Ziel vor Augen geführt wird, sind die Spieler umso eifriger.


Spiele wie Hearthstone oder Fortnite zeigen zudem, dass sich das Modell finanziell lohnen kann. Denn wer einmal in den Zog des durch Geld ermöglichten Fortschritts oder Exklusivität erhält kann eventuell nicht mehr stoppen. Da wandern schnell dreistellige Summen von den Taschen der Spieler in die der Entwickler und Publisher.

Oft wird auch Unmut über das allgegenwärtige System deutlich. Fast lässt sich vermuten, dass ein Großteil der Spieler keine Lust auf Free-to-Play hat. Doch der Schein trügt. Dafür gibt es vielerlei Gründe. Zum einen ist das System heute fast unumgänglich. Selbst Vollpreistitel wie Far Cry 5 bieten Mikrotransaktionen an, also weitere Zahlungen trotz hohem Einstiegspreis. Zum andern werden solche Mechaniken schleichend eingeführt, meistens kommt der Spieler mit ihnen nicht nach einer bis zwei Spielstunden in Berührung. Schlussendlich brauchen die Entwickler und Publisher gar nicht die allgemeine Zustimmung. Denn solange ein kleiner Teil der anfänglich vielen Spieler – wie bei Runes of Magic – dem Spiel treu bleibt, ist es fast gewiss das diese Gruppe so viel Geld in das Spiel steckt, dass sie damit alle anderen Spieler finanziert.

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